Hey ihr Lieben daheim!
Ich hab schon lange nicht mehr geschrieben, was allerdings nicht daran liegt, dass ich euch nicht gerne was erzählen will, aber ich muss gestehen, dass der Alltag mich wieder hat. Also hab ich erst ein paar Ereignisse gesammelt, damit sich das auch lohnt.
Also wo fang ich am besten an.
Vielleicht erzähl ich euch erstmal, was ich so die Woche über treibe. Ich bin nämlich seid nun zwei Wochen den ganzen Tag alleine mit den Jungs, was ein hartes Stück Arbeit ist, denn beide sind sehr aktiv und wir mussten uns erstmal aneinander gewöhnen, so ganz ohne Mama und Papa, aber ich denke, dass es besser wird.
Normalerweise fängt mein Tag zwischen 6 und 8 an, je nachdem, wann die Jungs aufwachen und wie viel Krach sie machen. Da mein Arbeitstag erst offiziell um 8 anfängt, dreh ich mich aber meistens noch mal um, wenn ich geweckt werde. Aber vor allen Dingen am Wochenende, wenn ich nicht aufstehen müsste, sind sie besonders aktiv. Ich entschuldige mich hiermit nachträglich mal bei meinen Eltern, denn ich fürchte ich war auch eines dieser nervigen Kinder, die sonntags morgens spätestens um 7 bei dir im Bett liegen und etwas spielen wollen.
Um acht versuche ich dann, dass Ben sich selber anzieht und nicht etwa Molly the Cat und zieh Barty an, dann mach ich die Betten und dann gibt’s Frühstück. Dadurch, dass Barty eine Stoffwechselkrankheit hat, ist es wichtig, dass er immer seine Medizin zu jedem Essen nimmt und auch genug isst, was nicht immer einfach ist. Ben hingegen kann man mit einer Schüssel Porridge sehr glücklich machen. (Ich hab es bis jetzt erst einmal gegessen und es schmeckt einfach nur langweilig und fade) Nach einem perfekten Zähneputz - Programm (schließlich wohne ich ihnen eine Zahnarzthaushalt) fahre ich dann Ben in den Kindergarten und muss dafür sorgen, dass Barty auch wieder mit mir heimkommt, denn er würde viel lieber im Kindergarten bleiben, aber er ist noch zu jung.
Vormittags machen Barty und ich dann irgendwas, z. B. gehen wir auf den Spielplatz, zur Vorlesestunde in die Bibliothek, zur Musikgruppe in der Kirche. Dann holen wir Ben wieder ab und es gibt schon wieder was zu Essen. Ich bin schon sehr froh, dass meine Familie nicht an dem traditionellen neuseeländischen Essens - Schema festhält, dass wäre dann nämlich Frühstück (8 Uhr), zweites Frühstück (10 Uhr), Lunch (zwischen 12 und 13 Uhr), Afternoon Tea (15 Uhr), Dinner (18 Uhr) und wenn man noch ausgeht, kann man um 22 Uhr wieder was essen. Erstaunlich, dass die alle relativ schlank sind. Ich muss zum Glück nur Frühstück, Lunch und Dinner überstehen, obwohl auch das schon meiner Figur nicht gut tut. Weizentoast ist nach ein paar Wochen einfach nicht mehr so toll, weswegen ich letzte Woche aus Verzweiflung ein Körnerbrot gebacken hab und immer noch davon esse, weil niemand mein Brot will, man isst lieber den Matschetoast. Ich musste auch schon ein intensives Sportprogramm starten, um dem Toast entgegen zu wirken.
Nach dem Lunch geht Barty ins Bett, was all meine Sing und Geschichtserfindungskünste kostet, was auf Englisch gar nicht so einfach ist und Ben darf eine Stunde fernsehen. In der Stunde bereite ich das Abendessen vor und wenn ich noch ein bisschen Zeit hab, guck ich zusammen mit Ben „The Simpsons“. Wenn Barty wieder aufwacht, machen wir alle etwas zusammen, z.B. Bowlen oder ins Museum gehen, backen, Spazieren gehen, den Zoo unsicher machen, basteln etc. Dann haben die Jungs entweder ein Bad oder wir gehen zusammen in den Whirlpool. Dann gibt es, Gott sei dank, wieder was zu essen und Rob kommt heim und bringt die Kinder ins Bett.
Im Moment mach ich dass vier Tage die Woche, was mit so aktiven Jungs genug ist, denn man muss immer aufpassen, dass sie nicht gerade was anstellen oder irgendwie verschwinden oder sich verletzen (das hier war allerdings unter elterlicher Aufsicht mit dem Fahrrad).
Aber es gibt auch diese super Momente, wenn Ben mich einfach so knuddelt oder Barty mir einen Kuss zuwirft, also macht euch keine Sorgen, ich komm schon nicht unter.
Was allerdings ein wenig verloren geht, ist mein Deutsch. Mir fallen oft nur englische Wörter ein. Ich will gar nicht wissen, was mit meinem Französisch ist. Wenn Madame das wüsste, würde ich den Tod finden. Dafür kann ich meinen „englishstyle“ verbessern. Allerdings bekomm ich schon ein bisschen diesen süßen Kiwiakzent.
Im Moment mach ich sehr viel mit Hanna, sie ist auch Au Pair und aus dem Saarland, wo all die netten Leute herkommen (ne, Zwilling) und wir ergänzen uns perfekt und hören auch fast zeitgleich auf, so dass wir schon beschlossen haben, dass wir wahrscheinlich zusammen reisen, womit wir quasi aber auch schon jetzt anfangen, denn wir haben so einige Wochenendtrips geplant und werden sicher Spaß haben.
Im Allgemeinen erleb ich hier sowieso total viel. Ich hab zum Beispiel schon einen kleinen, naja man könnte es Unfall nennen, gehabt. Ich war auf dem Weg zu Kindergarten, als auf einmal so ein großer Milchtanker auf meine Seite der Straße gekommen ist und ich hab dann gebremst und bin aufs Gras ausgewichen. Leider gibt es hier immer wieder mal so wieder ganz tiefe Schlaglöcher in der Straße, die meisten durch Erdbeben verursacht, und so eins hab ich voll erwischt und mir natürlich den Reifen platt gefahren. Aber so hab ich dann auch das erste Mal einen Reifen am Straßenrand gewechselt und gleich noch eine nette Frau kennengelernt, die mir ihren Wagenheber geliehen hat, denn in meinem Lexus sind die Dinge nie da wo man sie vermuten würde. Ich bin schon froh, dass der Motor vorne ist. Aber ich liebe das Auto und auch das Fahren auf der falschen Seite mittlerweile, vor allen Dingen, weil mein Lexus automatisch ist. Autofahren für Faule! Wird schwer mich wieder umzugewöhnen. Vielleicht mach ich mal zwischendurch in England Urlaub oder ich kauf mir ein Automatikauto.
Außerdem hatte ich auch ein paar kleine Erdbeben, aber macht euch keine Sorgen, die sind so winzig, dass ich nachts nie davon wach werde und die immer nur mitbekomme, wenn es Tag ist. Aber es ist schon ergreifend zu sehen, was ein Erdbeben alles anrichten kann. Christchurch war echt eine coole Stadt mit viel Flair, aber dadurch, dass die ganze Innenstadt zerstört ist, ist hier halt nicht so viel los. Die beiden großen Erdbeben haben hier schon ganz stark die Gesellschaft geprägt, jede hat so seine eigene Geschichte, aber ich finde es bewundernswert, dass hier einfach keiner den Kopf hängen lässt. In Sumner zum Beispiel, das ist ein Ort am Strand, sind viele Häuser einfach von den Klippen gefallen, weil es so viele Gerölllawinen gab. Aber trotzdem gibt es hier niemanden, der den Kopf hängen lässt, weil auch alle so hilfreich sind und die Leute einfach trotzdem total schön dort wohnen, auch wenn die Straße nach Sumner eher ein Alptraum ist.
Und natürlich kann man auch von hier die Berge sehen.
An guten Tagen kann man die Berge unglaublich weit entfernt sehen und wenn ich laufen gehe, sieht es immer so aus, als würde ich geradewegs auf die Alpen zulaufen.
Und außerdem bekomm ich auch all die schönen Kindermomente mit, so wie Bens ersten Zahnverlust, ich hab einen schöne Geschichte über die Zahnfee erfunden oder Barty erste vollständige Sätze.
Aber die beiden sind auch sehr aktiv und man muss auch viel saubermachen, wenn es mal wieder so aussieht.
Trotzdem macht es zum Glück noch immer Spaß, auch wenn ich manchmal denke, ich würde lieber meine Kinder gegen Hannas tauschen, weil die echt so lieb und ruhig sind.
Am letzten Wochenende waren wir dann in Hanmer Springs (obwohl jeder Hamner Springs sagt), dass ist ein kleiner Ort in den Bergen ungefähr 1 ½ Stunden von hier, in dem man Skifahren kann. Außerdem gibt es da diese total entspannenden Thermalquellen und man kann wandern gehen und auch Mountainbike fahren. Und der Ausblick ist einfach toll. Ich hab schon auf dem Weg dahin ganz viele Fotos gemacht, weil es ein bisschen aussah wie in Herr der Ringe, aber die Teile in Canterbury wurden wo anders gedreht.
Und auf dem Berg hatten wir dann die volle Sicht auf alle andern Berge und dass Tal, was echt schön war.
Allerdings war es ein bisschen viel für die Jungs, so dass der arme Rob sie tragen musste.
Und der Rugbyworld Cup hat begonnen!!! Ich werde noch zum Fan, ich hab bis jetzt jedes Spiel der All Blacks gesehen und nach ein paar andere, z. B. Ireland gegen Australien. Ich hab zwar noch nicht alle Regeln verstanden, aber Hanna und ich haben beschlossen, beim nächsten Spiel in den Pub zu gehen und wir hoffen, dass wir irgendjemand Nettes finden, der uns alles erklärt, denn leider ist es ein bisschen komplexer als 30 Kerle prügeln sich um einen Ball. Aber gestern waren dann die All Blacks in Christchurch, leider nur ein kurzer Besuch, denn wir haben kein Stadion mehr. Aber jetzt hab ich einen Dan Carter Ball :-)))( und ich hab ihn angefasst, Zwilling. Ach und Colin Slade hab ich umarmt, dass ist der nächste Kerl)
Ach Dan Carter ist übrigens der Kicker, der ist einfach Yummy, aber die Jungs hier hassen ihn. Es ist auch immer das Selbe, es macht keinen Unterschied, welcher Sport es ist…Aber ich hab sogar mit den Jungs Rugby gespielt, quasi…Es gab so einen Parcours, denn man ablaufen konnte und dann Bälle zu den Spielern geworfen hat und so was. Man konnte auch getacklet werden, aber dass hab ich zum Glück umgehen können.
Naja ihr seht ich bekomme meine Zeit hier ganz gut herum und ich kann es auch gar nicht glauben, dass schon 1 ½ Monate vergangen sind.
Ich vermiss euch alle und freu mich wie immer auf jede Email, auch wenn ich nicht immer so schnell zurück schreibe!