Tag 15 (22.03.12): Invercargill – Lake Monowai
Nachdem wir ungeplant noch eine Nacht bei Karen verbracht haben, weil wir so viel Zeit in Invercargill vertrödelt haben, machen wir uns heute auf. Hanna geht noch zur IRD – Behörde und ich versuche meinen Blog hoch zuladen, mit mäßigem Erfolg. Leider ist heute überhaupt kein schönes Wetter, um zu reisen. Es ist diesig und regnet und Hanna und ich sind wenig motiviert. Allerdings haben wir einen Gutschein von Karen bekommen, um uns Kaffee zu holen. Wir halten bei Mrs. Clark in Riverton, ein kleines, türkis – blaues Café, das einen ganz besonderen Charme hat.
Allein die Kollektion an Toasterscheibenhalter ist sehenswert. Wir halten uns eine ganze Weile dort auf und versuchen das schlechte Wetter zu ignorieren.
Auf der Suche nach einem Erste Hilfe Kasten für unsere Wanderung halten wir auch beim Museum und erfahren viel über Walfänger & Maorikultur. Dann gehen wir zum Gemstone Beach und sammeln viel zu viele Steine. Dafür sieht Tuatara jetzt schön dekoriert aus.
Wir finden ein richtig schönes Haus, das intelligent in den Limestone des Strandes integriert ist.
In Tuatapere finden wir endlich einen Erste Hilfe Kasten und machen uns auf zu unserem Campingplatz. Heute ist es ein DOC – Campingplatz am Lake Monowai mit einem Plumpsklo und sonst nicht. Es regnet wieder und ich koche schnell etwas auf unserem Gaskocher, während Hanna Postkarten schreibt. Dann essen wir lauschig liegend im Bett und fühlen uns wie die Römer. Allerdings lassen uns die Mosquitos nicht in Ruhe und wir hören auch immer wieder Geräusche, die wir da noch als Possums identifizieren ( Auflösung folgt!)
Tag 16 (23.03.12): Lake Monowai – Te Anau
Heute ist kein wirklich aufregender Tag, wir brechen nach Te Anau auf und frühstücken am Lake Manapouri.
Dann gehen wir ins DOC – Center und buchen unsere Hütten für unseren morgigen Kepler Treck. Nachdem wir unser Backpack gepackt haben mit all den Sachen, die man für eine viertätige Wanderung braucht, gehen wir in die Bücherei und ich versuche wieder einmal meinen Blog hochzuladen, klappt aber nicht so gut. Dafür treffen wir einen netten Deutschen, der dann auch durch Zufall auf unserem Campingplatz schläft, in einem einsamen, gebrechlich aussehenden Zelt. Weil Chips und Dip Tag ist in Neuseeland (habe ich schon erwähnt, dass sie manchmal verrückt sind, die Kiwis;)) setzen wir uns abends gemütlich hin und unterhalten uns eine ganze Weile, während Hanna mit Stefan telefoniert. Der Himmel scheint es gut mit uns zu meinen, denn wir sehen viele Sternschnuppen, eine so hell und lang, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Aber wir müssen relativ früh ins Bett, denn morgen geht es los, es heißt auf zum Kepler Treck. Unser bärtiger Deutsche hat den Treck in zwei Tagen gemacht, mehr rennend, als gehend und geht morgen den Routeburn Treck an. Aber er beruhigt unsere Sorgen ein wenig, dass wir zu schlecht ausgerüstet sind.
Tag 17 (24.03.12): Kepler Track
Wir stehen früh auf, denn wir wollen schon um 9 Uhr den Kepler Treck starten. Natürlich klappt das nicht so ganz, aber wir kommen doch noch erstaunlich zeitig los, denn alles ist schon gepackt und so heißt Abschied nehmen von unserem neuen bärtigen Freund.
Die erste Stunde laufen wir durch einen schönen Farnwald und es ist wirklich ein angenehmer Teil, weicher Boden, kaum Steigung. Nur der Regen trübt unsere Sicht ein wenig, aber wir halten uns getreu an das Motto, es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Wir sehen wirklich lustig aus, beide in zwei Leggins und Shorts und Laufschuhe (wer brauch Wanderschuhe, um einen Berg zu besteigen) und verschiedenste Lagen an Oberteilen und Regenjacke und dann noch unseren Rucksack. Durch mein Regencover sieht meiner noch massiver aus und ich fühle mich ein wenig, wie ein Erstklässler mit seinem neuen Schulranzen.
Wir frühstücken am Fuß des Anstieges in einem Shelter und machen uns dann auf. Man verliert jegliches Zeitgefühl, wenn man einfach so drauf losstapft. Hanna und ich haben beide unser Handy ausgeschaltet, dass muss im Notfall nämlich noch voll sein, also können wir die Zeit nur schätzen. Nach einer Weile sinkt meine Motivation ein wenig, denn weder die Aussicht, noch das Wetter ändern sich und man stapft einfach einen Berg hoch. Man hat auch einfach kein Gefühl, wie weit es noch ist, aber wenigstens ist unsere Fitness erstaunlich gut und wir überwinden die fast 800 Höhenmeter locker.
Wir stoppen an einem Felsvorsprung, der gut zum Lunchen ist und treffen so auch noch ein paar andere Wanderer. Wir haben uns super vorbereitet mit unseren getrockneten Früchten, Nüssen, Obst und Müsliriegeln. Nach einer Weile sind wir ein wenig durchgefroren, denn unsere Kleidung ist mittlerweile triefend nass. Wir machen uns wieder auf, irgendwann geht mir die Selbstmotivation aus und Musik muss her, denn spannend ist etwas anderes. Wir fühlen uns beide kalt und nass und ich warte nur darauf, dass endlich die Bäume kleiner werden, aber dass passiert nicht. Plötzlich hört einfach der Wald auf und Grasland fängt, soviel zum fließenden Übergang und meinem angewendeten Erdkundewissen. Niemand hätte erwartet, dass es so plötzlich geht! Von hier sind es auch nur noch 45 Minuten bis zur Hütte, wir sind also schon 5 Stunden durch den Wald getrottet. Meine Motivation steigt wieder immens, denn es gibt eine Aussicht und etwas, dass ich fotografieren kann, denn so spannend sind Baumfotos nicht nach einer Weile. Wir sehen zwar nicht besonders weit, aber das Grassland ist schön, es gibt einen kleinen Bergsee und dann kommt auch schon die Hütte. Man kann sogar zwischen den Wolken einen kleinen Blick aufs Tal erhaschen. Wir stellen unseren Rucksack ab und gehen noch einmal nach draußen, denn wir haben ein Schild mit Luxmore Cave gesehen. Wir sind zwar immer noch triefend nass, aber wenn man erst einmal in trockenen Kleidern ist, fällt es schwer sich noch einmal zu motivieren und nach draußen zu gehen. Dafür sind wir ziemlich schnell, ohne das Gewicht des Rucksacks auf dem Rücken. Wir steigen in die Höhle, aber unsere Taschenlampe stellt sich als nicht gerade brillant heraus und die Höhle ist glitschig und dunkel, also verzichten wir dieses Mal.

Auf dem Rückweg sehen wir einen unglaublich schönen Regenbogen.
Und dann geht es endlich raus aus den nassen Sachen. Wir sind so froh und schlüpfen in unsere Schlafsachen und begeben uns in den einzigen beheizten Raum in der Hütte, einer Küche mit Feuer. Wir hängen unsere Sachen zum Trocken auf und genießen die Aussicht, zwischen den Wolken. Wir sehen sogar noch einen zweiten Regenbogen. Da es erst vier Uhr ist, haben wir Zeit und naschen Cracker mit Käse während wir uns mit den anderen austauschen. Dann kochen wir und versetzen eine chinesische Mitwanderin in Begeisterung, denn wir haben nur Essstäbchen zum Essen dabei (Leichter!) Sie ist wirklich eine ganz liebe und wir freuen uns, dass so viele nette Leute da sind, mit denen wir die nächsten Tage die Hütte teilen werden. Um 7:30 gibt es ein Sicherheitstreffen mit der Rangerin. Sie sagt, dass das Wetter morgen zu Schnee und starken Winden umschwingt und man die richtige Ausrüstung haben sollte, um den Bergkamm zu überqueren (die Hanna und ich natürlich nicht haben, aber immerhin besser als ein Kanadier, der nur Jeans hat) Wir sind uns zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr so sicher, ob wir morgen weiter gehen können, oder zurück müssen. Es heißt also Abwarten, Tee trinken und das warme Feuer genießen, bevor es in die kalten Schlafräume geht. Hanna haben beschlossen, dass es, wenn es zu kalt wir, wir in einem Schlafsack schlafen. Es verspricht also eine interessante Nacht zu werden, hoffentlich ohne Schnarcher in unserem Schlafraum und einem schneefreien Morgen.
Tag 18 (25.03.12): Kepler Treck
Wir sitzen hier am Feuer und Hanna spielt mit den Anderen UNO, während ich versuche in Worte zu fassen, was wir heute erlebt haben.
Nach einer kalten Nacht, jeder in seinem eigenen Schlafsack, und meinem ersten Gewitter in Neuseeland, machen wir uns eine ziemlich ekelige Dose Milchreis zum Frühstück. Aber wir werden die Energie brauchen, denn wir haben uns entschlossen weiter zu gehen, trotz Schnee. Einige haben beschlossen umzukehren, was uns noch ein wenig beunruhigt, aber wir beschließen, dass das Leben langweilig wäre ohne ein wenig Risiko. Vielleicht sind wir auch nur dumm, aber es heißt ja, die Dummen verfolgt das Glück. Auch unser Kanadier in seiner Jeans wird gehen, was sehr kritisch ist, denn einmal nass, wird die Jeans nie wieder trocken und dann friert man. Naja er ist das vielleicht auch von daheim gewöhnt. Wir stapfen munter drauf los, ich wieder in Leggins, Shorts und denn Socken meines Bruders, die für mich wie Kneistrümpfe sind und Hanna in Trainingshose. Am Anfang ist die Sicht unglaublich und wir bestaunen den See im Sonnenlicht.
Aber dann fängt es an zu schneien und als wir bei 1200 Höhenmeter ankommen, wird es doch ein wenig ungemütlich. Alles ist schon weiß von der Nacht davor und es gibt zeitweise sehr hohe Schneeverwehungen. Wir sind allerdings noch sehr motiviert, denn wir fühlen uns wie in einer dieser Dokumentationen, in denen Menschen auf den Mount Everest steigen.
Man fühlt sich ganz schön abenteuerlich, wenn einem der Schnee ins Gesicht peitscht und man ist einfach nur noch den Gewalten der Natur ausgeliefert. Bald ist durch den dichten Schnee nichts mehr zu sehen. Wir beschließen trotzdem, noch bis zur Spitze von Mount Luxmore zu steigen, auf dem Schild steht, dass es nur 10 Minuten dauert und dass man auf dem Weg bleiben soll. Das ist leichter als gesagt, denn wir sehen keinen Weg mehr durch die Schneeverwehungen. Außer uns ist auch nur noch ein Japaner so wahnsinnig. Aber wir schaffen es, auch wenn es länger dauert und machen ein Foto von uns 1400 Meter über Null.
Dann klettern wir wieder nach unten und meine Leggins sind mittlerweile schon sehr nass und auch Bastis Socken halten nicht mehr warm. Auch wenn meine Strumpfhose unter meiner Leggins angeblich eine Thermosstrumpfhose ist, bringt das bei etwa Minus 4 Grad wenig und der Wind ist schneidend kalt. Meine Beine sind nach einer Weile nicht mehr zu spüren und Hanna stapft auch nur noch vor mir durch den Schnee. Fataler Weise rutsche ich aus und verdrehe mir das Knie, merke aber wegen der Kälte wenig. Zwischendurch sieht man schneebedeckte Berge auf beiden Seiten und nach etwa anderthalb Stunden brauchen wir Energie und essen einen Müsliriegel. Bald darauf kommen wir zum ersten Shelter und wir versorgen uns mit viel Energie. Bis jetzt habe ich Hanna noch nicht gesagt, dass ich mir mein Knie verdreht habe, denn sie sieht auch so schon besorgt genug aus, denn ich zittere ganz schön. Wir sind beide erstaunt wie warm und wasserdicht ihre Fußballtrainingshose ist. Verweilen können wir nicht lange, denn stoppen kann bei diesen Temperaturen tödlich sein und wir machen uns schnell wieder auf, noch zwei Stunden bis zum nächsten Shelter. Es geht immer wieder rauf und runter und wir stapfen über einen langen Bergkamm. Wir fühlen uns ein wenig wie im Herrn der Ringe und die hatten sogar noch weniger geeignete Ausrüstung. Unser Gesicht ist rot vom Wind und den Eiskristallen, aber solange man in Bewegung bleibt, ist alles gut. Der Wind frischt auf, während wir über den Bergkamm gehen und wir fühlen uns zeitweise, als könnten wir einfach so über den Kamm geblasen werden. In gebückter Haltung geht es weiter und wir drücken gegen den Wind und Schnee an. Wir frieren beide mittlerweile und sind froh am zweiten Shelter anzukommen.
Die zwei Stunden gingen doch noch schnell vorbei. Ich kann meine Beine nur noch wenig kontrollieren, weiß aber, dass es jetzt fast nur noch bergab geht. Nachdem wir eine Weile mit einer kleinen Maus den Shelter geteilt haben und wieder Energie getankt haben, geht es auf. Und es geht auch wieder besser, die Wolken lichten sich, der Wind verliert an Schärfe und wir können sogar etwas sehen. Unter der Schneegrenze warten nur noch 97 Serpentinen bis zur Hütte. Allerdings tauen meine Beine wieder auf und ich spüre mein Knie jetzt Vollendens. Jeder Schritt schmerzt, weil der Rucksack mit seinem Gewicht noch zusätzlich drückt und es steil nach unten geht. Wir kommen nur langsam voran und nach einer Weile stehen mir die Tränen in den Augen. Fay, unsere Rangerin am vorherigen Abend, hat uns erzählt, dass wir 24 Wieselfallen passieren müssen, bis wir bei der Hütte sind. Die letzten Fallen werden zur Qual, angeblich sollen dazwischen nur 200 Meter liegen, aber Kiwis können anscheinend nicht messen. Total fertig und nach etwa 8 Stunden, zwei mehr als veranschlagt, kommen wir an der Hütte an. Wir werden fröhlich von unseren Mitwanderen empfangen und endlich können wir uns ans Feuer setzen. Sogar Erik, der Kanadier hat es geschafft. Es ist wirklich schön, dass man in jeder Hütte immer mit den gleichen Leuten zusammen ist und man freundet sich an. Wir kochen bald darauf, wieder Pasta mit Tomatensauce und Tunfisch, und bleiben alle gemütlich am Feuer sitzen. Wir sind ziemlich froh hier zu sein, Hanna hat sich die ganze Zeit Sorgen gemacht und ich bin durch alle möglichen Phasen der Verzweiflung gegangen, aber wir sind hier. Jetzt fühlen wir uns auch wieder abenteuerlich, denn wir haben es geschafft. Mein Bein fühlt sich bald besser, denn ich kann es entlasten, nur Treppen sind ein wenig hinderlich. Nach einem nicht enden wollenden Safety Talk mit unserem heutigen Ranger Robby (man wird wunderlich durch zu viel Einsamkeit) gewinnt Hanna jetzt am laufenden Band UNO Runden. Sie sieht auch schon viel entspannter aus, ohne die Angst, dass sie mich auf dem Bergkamm lassen muss. Um 10 geht das solarbetriebene Licht aus und wir gehen die Treppen hinauf in den wärmsten Schlafraum, weil über dem Kamin. Keiner von uns ist nach solch einem Tag daran interessiert sich in die Dunkelheit hinaus zu begeben, um nach den angeblich hier wohnenden Kiwis zu suchen, allerdings werde ich einmal wach, weil Hirsche vor unserem Fenster röhren.
Tag 19: (26.03.12): Kepler Treck
Mit Schmerzen im Knie und erstaunlich leichtem Muskelkater wache ich auf. Heute warten noch einmal sechs Stunden bis nächsten Hütte. Wir trotten wieder einmal endlos durch den Wald, so fühlt es sich zumindest an. Am Anfang halten sich die Schmerzen noch in Grenzen, dafür setzt die Langeweile ein. Aber wenigstens ist das Wetter um Längen besser!
Dafür sehen wir eine ganze Weile nur Wald, also genug Bäume und Moos bis an unser Lebensende. Natürlich ist der neuseeländische Wald nicht hässlich und normalerweise freuen Hanna und ich uns immer, weil der Wald hier so verwunschen und verwildert aussieht, nicht so aufgeräumt wie der meiste deutsche Wald.
Wir sehen auch einige Vögel, die das ganze spannend machen. Hanna sieht sogar ihren lang ersehnten Fantail. Wir sehen einen kleinen Robin, der unsere Schuhe sehr interessant findet und sie begeistert anpickt, ganz schön frech. Nach vier Stunden kommen wir endlich am ersten Shelter an, aber nach nicht einmal fünf Minuten sind wir umgeben von Sandflies, der einzigen wirklichen Plage Neuseelands. Also funktionieren wir unsere Schals zu Kopftüchern um und verhüllen uns, damit so wenig verlockendes Fleisch wie möglich zu sehen ist. Wir werden bei unserem Lunch auch noch zusätzlich von Robins und Mäusen betrachtet, die auch versuchen, etwas von unserem Essen zu ergattern. Dann geht es wieder auf und wir trotten weiter. Hanna hat mittlerweile einige Blasen an den Füßen und unser Tempo ist am Ende nicht mehr berauschen, wir hinken beide wie Gollum durch den Wald, mit unserem Rucksack als Buckel. Wir laufen eigentlich nur noch des Laufens wegen. Nach einer Weile sieht man den See, aber wir sind nicht so wirklich beeindruckt, sondern nur noch müde. Dann sehen wir sieh endlich Falle 114 unser Ziel nach 16, 2 km heute. Den letzten Kilometer laufe ich wie im Nebel, zu müde um etwas wahrzunehmen und da ist sie endlich! Müde falle ich ins Bett und schlafe kurz, bis die neue Rangerin kommt und mir eine Creme mitbringt, die mein Knie heilen soll. Danach bekommen wir einen mehr als lustigen Saftey Talk, denn Kay ist noch wunderlicher, als alle zuvor. Kein Wunder, dass sie morgen heim darf. Müde fallen wir ins Bett.
Tag 20: (27.03.12) Kepler Treck – Te Anau
Hanna und ich sind fertig mit den Nerven! Nach einer schlaflosen Nacht mit unendlich viel Stress, denn wir haben Mäuse im Auto. Man hört sie überall um einen, aber sie sind trotzdem schwer zu fangen. Nachdem wir unseren Treck erfolgreich beendet haben, dachten wir, wir könnten schlafen und uns erholen, aber Pustekuchen!
Hanna ist schon früher von der Hütte aufgebrochen und nimmt den verlängerten Weg um den See zum Parkplatz. Ich breche später mit dem Kanadier auf und steige dann an einer früheren Stelle aus dem Treck aus.
Wir gehen zur Straße und ich trampe das erste Mal. Eine nette alte Dame nimmt mich auch direkt mit, auch wenn ich garantiert dreckig und verschwitzt aussehe. Ich bin eigentlich ziemlich froh, dass ich heute nur zwei Stunden wandern musste, auch wenn die Strecke sehr schön ist. Es gab zwei Hängebrücke und sogar Stellen, die im Herrn der Ringe Film verewigt sind. Am Parkplatz treffe ich dann Hanna wieder und wir fahren noch kurz nach Te Anau, um uns zur Belohnung Tortellini zu kaufen und dann fahren wir zu einem See auf dem Weg nach Milford Sound, um dort unsere Nacht zu verbringen. Wir fallen in einen tiefen Schlaf, aber er dauert nur kurz an. Denn um 10 passiert es, das Rascheln fängt wieder an, dieses Mal aber lauter. Und wir wissen jetzt auch was es ist, wir haben Mäuse! Sie machen Krach für eine Armee und von da an haben wir nicht mehr richtig geschlafen. Mit einem Schutzwall nach vorne und panisch aneinander gekuschelt, versuchen wir zu schlafen. Aber die Mäuse hatten die Oberhand und richtig geschlafen haben wir erst, als die Sonne aufgeht, denn im Dunkeln ist es schwer abzuschätzen, wo die Mäuse genau sind.
Tag 21: (28.03.12) Milford Sound
Nach nicht einmal fünf Stunden Schlaf, den Mäusen sei dank, wachen wir auf. Wir frühstücken am See, möglichst weit weg von unserem Auto. Dann gucken wir uns an, was die Mäuse angestellt haben. Wir finden Spuren eines blutigen Kampfes, kein Wunder, dass es so laut war letzte Nacht und die Guten immer gefaucht haben. Ohne Supermarkt können wir leider nichts machen. Wir fahren weiter nach Milford Sound und halten sogar noch ein paar Mal an der Strecke.
Der Weg nach Milford ist auch einfach wunderschön. Die Straße windet sich an massiven Bergen vorbei durch steinige Täler, dann fährt man durch einen Tunnel, in dem man sich fühlt wie in einer Achterbahn. Nachdem wir aus lauter Verzweiflung an einem Hotel gehalten haben, um endlich die Dusche zu benutzen, fühlen wir uns auch endlich noch einmal zumutbar für die Zivilisation. Wir nehmen eins der Cruiseboote und fahren durch das Fjord, denn eigentlich ist Milford gar kein Sound, die werden nämlich durch Flüsse geschaffen, aber Milford entstand durch Gletscherwasser, dass aufs Meer trifft. Die fast zweistündige Tour beinhaltet dann auch dann einen Gletscher, massiver Berge, Wasserfälle, die 160 Meter hinabstürzen, Regenbögen, Delfine und kostenlosen Kaffee.
Wir unterhalten uns eine Weile mit dem Skipper, der auch Deutscher ist und lurchen uns entspannt in der Sonne. Genau was wir brauchen nach unserem Schneesturm. Es gibt sogar eine Anita Bay! Wir tanken soviel Sonne wie möglich und fahren zweimal ganz nah an die Wasserfälle hinan und werden nass und genießen das Nichtstun.
Dann springen wir entspannt ins Auto und fahre zurück nach Te Anau. Wir sind höchst motiviert voller Tatendrang, denn wir haben eine Mission! Heute geht es den Mäusen an den Kragen, denn wir kaufen Mausfallen! Nachdem wir ein leckeres Chilli gekocht haben und alles Essen sicher verstaut haben, bestücken wir unsere vier (!) Fallen mit Käse und warten, dass jemand anbeißt. Natürlich ist das auch keine geruhsame Nacht, wenn man eigentlich nur darauf wartet, dass die Falle zuschlägt. Aber irgendwann schlafen wir dann doch ein.